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[WoCh] Tanz der Vampire II
Beitrag: #1
vom - [WoCh] Tanz der Vampire II
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-invidus-

Das Schloss der Nahkhiir thront hoch zwischen den Gipfeln felsiger Berge, wunderschön anzusehen, umhangen von dichten Wolken und eisiger Kälte doch nahezu unerreichbar - So fand ich mich wieder im Inneren dieses prächtigen Schlosses, glücklich, der Kälte den Rücken zugekehrt zu haben, wärmte ein prickelndes Feuer doch meinen Körper. Ich saß an einem runden Tisch, gegenüber der Herrin des Schlosses mit zwei weiteren Gästen an meiner Seite und beobachtete diese mit steigendem Interesse. Sie, so wie sie hier saßen, repräsentieren drei der größten Rassen an Vampiren des Kontinents, die Nakhiir, die Liliac und die Yarasa. Unter ihnen war ich jedoch keine Fremde, bin ich doch die Königin der Vleermuis, einem vierten hoch angesehen Vampirstamms.
Mein Blick blieb an der Gestalt der Schlossherrin haften. Delaila Nahkhiir war ihr Name, eine groß gewachsene Frau mit bis zum Boden reichendem silbernen Haar. Gekleidet war sie in einem schwarzen Kleid welches farblich ihren prächtigen, schmetterlingsähnlichen Schwingen glich, die zwischen ihren Schulterblättern entsprangen. Eisblau waren ihre strengen Augen und die einzige Wärme, die ihr Körper zu bieten schien war eine einsame rote Rose, welche sie in einer schwarzen Schleife in ihrem Haar trug. Ich dachte dieses Schloss inmitten der eisigen Berge stand ihr und ihrer natürlichen Kälte gut.
Von der Nahkhiir aus ließ ich meinen Blick nach links schweifen, wo ich die einzig männliche Gestalt in unserem Kreis vernahm. Er war Verdandi del Levres, noch Prinz der Liliac, doch dachte man an seinen totkranken Vater würde sich dies wohl bald ändern. Sein Körper ähnelte dem eines Menschen um die 20 Jahre, doch sein aschgraues, kurzes Haar, seine schlangenartigen, kastanienbraunen Augen und seine kleinen, wenn dadurch nur noch eleganteren, ledrigen Flügel ließen jeden Gedanken an einen Menschen bei seinem Anblick vergessen sein. Seine Aufmachung war eine aus schwarzen, zu groß für ihn wirkenden und ihn somit imposanter machenden Kleidern mit weißen Knöpfen, so wie übergroßen weißen Manschetten mit schwarzen Knöpfen. Er hatte seinen Kopf mit seinem linken Arm auf dem Tisch abgestützt und musterte die Person ihm gegenüber mit einem frechen, hochnäsigen Lächeln. Auch ich nahm meinen Blick von ihm um stattdessen die letzte Person im Raum anzusehen.
Testa del Levres, die Cousine Verdandis, war momentane Königin der Yarasa, eine Rasse, welche sich vor Jahrhunderten von den Liliac getrennt hatten. Was sie besonders unter uns Vieren machte war ihr kindlicher Körper - ein Zeichen ihrer erlangten ewigen Jugend und Schönheit, denn in Wahrheit war sie die älteste unter uns. Wie ihres Cousins war ihr Haar kurz und aschgrau und ihre Augen kastanienbraun und schlangenähnlich wie ihre Schwingen ledrig, klein und elegant geformt. Was sie jedoch von den anderen beiden abhob war ihre farbenfrohes, gotisches Kleid, gehalten in scharlachrot und dunklem blau, kombiniert mit einem französischen Barrett der gleichen Farbgebung. Ein letztes Merkmal, welches wohl neben ihrer fehlenden Größe das erste war, dass jemand an ihr erkannte, war die Augenklappe, welche ihr rechtes Auge verdeckte. Mit einem genauen Blick erkannte ich dessen Grund, eine unschöne Narbe, welche sich von über ihrem rechten Auge bis unter der Augenklappe hervor zog.
Die Anwesenden zur Genüge begutachtet lehnte ich mich in dem rot gepolsterten Stuhl, den man mir angeboten hatte, zurück und legte meine Beine übereinander. Ich verschränkte meine Arme und schloss meine Augen für eine Sekunde. Ja, ich bin Lucia van Dracul, Königin der Vleermuis, einer Vampirrasse welche kürzlich bis auf wenige Ausnahmen ausgerottet wurde. Unter den Anwesenden sah ich mich als die Schönste und Eleganteste. Mein hautenges, schwarzes Seidenkleid, meine schwarzen Strümpfe, meine schwarzen Abendhandschuhe. Sie unterstrichen meinen eleganten Körper, das wenige, dass ich von deiner blassen Haut zeigte, meine eiskalten, eisblauen Augen und mein blutrotes Haar, welches ich zu zwei Pferdeschwänzen an den Seiten meines Kopfes gebunden habe. Ein Septett goldener Bänder, von meinem Hals ausgehend, hängt, fünf Vorne und zwei Hinten, über meinen Oberkörper hinab und zu guter Letzt sind da, in ebensolch goldener Pracht, meine beiden dämonenartigen Schwingen.
Delaila hatte mich und die anderen beiden hierher geladen um den momentanen Stand der Vampire zu besprechen, so wie es ein Haupt der Vampire alle zehn Jahre tat. In den 15 Minuten, die ich nun jedoch bereits auf meinem Stuhl saß hatte Delaila ihre Stimme nur zu einer kurzen Begrüßung erhoben und auch ich hatte noch nicht mehr von mir gegeben. Momentan waren es Verdandi und seine kleinwüchsige Cousine, welche miteinander sprachen.
„Tes, deine Rasse sollte sich wieder mit der meinen vereinen. Die Jahrhunderte seit unserer Trennung haben Deinesgleichen nicht gut getan. Euch mangelt es sowohl an Bauern als auch an Bürgern. Ihr Yarasa seit bald nur noch eine Rasse an Adligen ohne eine Möglichkeit diesen Stand irgendjemanden gegenüber zu beweisen. Ihr werdet verhungern, wenn ihr keine Maßnahmen zieht.“
Die Worte des männlichen Vampirs sprachen die Wahrheit über die Rasse seiner Cousine, doch seine hochnäsige Art, mit der er diese Mitteilung überbrachte, schien mir nicht zielführend. Testa würde sich auf so etwas nicht einlassen.
„Verdandi, du und dein niederes Menschenvolk können mir gestohlen bleiben.“ konnte ich ihrer hasserfüllten Antwort lauschen. „Lieber würde ich die Yarasa in den Tod führen, als mich dir wieder anzuschließen, doch ist weder das eine von Nöten, noch das andere. Die Nahkhiir haben mir einen Teil deren Landes angeboten, etwas, dass dir niemals passieren könnte.“
Ich warf einen Blick über den Tisch zu Delaila. Sie hatte den Yarasa also einen Teil ihres Landes vermacht - ein ungewöhnlicher Schachzug. Sicherlich würde sie solch etwas nicht grundlos tun. Die Königin der Nahkhiir erkannte meinen nachdenklichen Blick und unterband mit dem Öffnen ihres Mundes das Gespräch der beiden anderen.
„Dein Blick, er sagt mir, ihr hinterfragt die Worte der Yarasa und ich kann euch nur sagen, sie spricht die Wahrheit, Vleermuis. Ich bot den Yarasa dies an, da ich deren Situation erkannte und keine weitere unserer Rasse am Rande der Ausrottung sehen wollte.“
„So wie die meine?“ hinterfragte ich mit einer gehobenen Augenbraue, doch ohne den Funken eines Vorwurfes in meiner Stimme. Delaila verschränkte ihre Hände langsam vor ihrer Brust und mit einer nickenden Kopfbewegung bestätigte sie meine Frage.
„Wie die deine.“ begann sie mit einem kühlen Lächeln. „Ich werde es nicht zulassen, dass weitere mächtige Kameraden von uns scheiden.“
„Sogar die Vleermuis scheinen jedoch noch nicht völlig am Ende zu sein, sollte man einigen Gerüchten Glauben schenken.“ sprach Verdandi dann und blickte erwartungsvoll zu mir.
Er sah mich ihn fragend an. Ich wusste genau wovon er sprach, doch schien es mir besser, ihm dies nicht zu zeigen. Ja, das was er mir nun sagen sollte, war weshalb ich überhaupt hierhergekommen war.
„Gerüchte?“ fragte ich daher interessiert klingend und lehnte mich vor.
Verdandi schien den Köder geschluckt zu haben, denn er begann mir von dem Gerücht zu erzählen. Jetzt hieß es nur noch zu hoffen, dass er mehr wusste, als ich es bereits tat.
„Ja, Lucia. Es heißt, eine deiner Töchter soll dem Angriff auf euer Schloss entkommen sein. Sie soll gesichtet worden sein, in meinem Land. Es wäre ihr nicht zu verdenken, dorthin geflohen zu sein.“
„Warum sollte sie das tun?“ warf seine Cousine daraufhin ein und ließ sich in ihrem Stuhl nach hinten sinken. „Mein Land ist dem ihren Näher in jeder Hinsicht. Außerdem würde sie bei unserem Adel jederzeit Zuflucht finden.“ erklärte sie.
Verdandi zuckte zu ihr grinsend seine Schultern.
„Dein Land mag näher sein, doch was, wenn die Prinzessin der Vleermuis den Adel meiden wollte? In meinem Land, voller einfacher Bürger, würden sie keine Vampirjäger vermuten. Auch wäre es weit genug entfernt von ihrer Heimat, so dass sie wohl niemand dorthin verfolgen würde.“
„Wo wurde sie gesichtet?“ Ich zeigte mein Interesse, gierig nach Information, mit einer gut abgeschätzten Menge Nachdruck.
Ich hatte zwar schon mehr erfahren, als ich erwartet hatte, doch gab es keinen Grund nun locker zu lassen. Verdandi wich leicht vor mir zurück, als er den ungebändigten Willen einer Mutter, die ihre Tochter wiedersehen wollte zu spüren vermutete – er war so leicht zu kontrollieren.
„…Alle Sichtungen, soweit ich informiert bin, konzentrieren sich im Westen meines Landes, nicht unweit der Ruinen des ehemaligen Schlosses del Levres, wo die Rassen der Liliac und Yarasa vor deren Trennung hausten.“
Das war mir an Informationen genug. Mein Körper kam wieder zur Ruhe und ich lehnte mich zurück. Ich hatte alles, das ich hier gesucht hatte. Sobald ich hier fertig sein würde, sollte ich mich auf den Weg dorthin machen. Dies jedoch schien noch in meiner Zukunft zu liegen, denn jemand schien das Thema noch fortführen zu wollen. Die Schlossherrin, Delaila Nahkhiir, lächelte ominös in meine Richtung...
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 26.11.2011, 21:34 von Black-Cat. )
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Beitrag: #2
vom - RE: [WoCh] Tanz der Vampire II
-lamia-

„Deine Töchter, welche der beiden vermutest du könnte es sein?“ kam es mit einem schiefen Lächeln über meine Lippen. „Die, die deinen Mann und meinen Sohn ermordet hat, oder die die ihren Cousin erschlug? Welche dieser beiden, die unser beider Familien so viel Schaden zugefügt hat, hoffst du so sehr wiederzusehen, Lucia?“
Die Augen aller wandten sich nach diesem Ausspruch zu mir. Was ich da sagte war eine Neuigkeit für Testa und ihren Cousin und… ich sah es auch in ihren Augen… es war eine Neuigkeit für Lucia. Sie schaffte es nicht, den Schock über diese Worte hinter ihrer Maske zu verbergen und ebenso sah sie mit Angst, wie sich ein Grinsen darüber auf meine Lippen schlich.
„Warum bist du so überrascht, Lucia? Du warst doch dabei, als dies beides geschah, hab ich Recht? Du hast mir doch davon erzählt und mir die traurige Mittleilung persönlich überbracht.“
Mit diesen Worten wandten sich die Blicke aller erneut, dieses Mal jedoch zu Lucia. Sie war durchschaut… ich hatte ihre perfekte Tarnung zerstört. Ich sah es. Nun musste sie schnell irgendetwas tun, doch was blieb ihr schon übrig? Ich wusste es. Es gab keine Möglichkeit mehr für sie, uns eine weitere Lüge aufzutischen.
„Lucia…?“ fragte Testa zweifelnd nach und erhob sich von ihrem Stuhl. „Nein… Nein du bist… nicht Lucia.“
Die Stimme der kleinen Vampirin besiegelte das Ende der Scharade. Es gab kein Zurück mehr. Der Körper Lucias erhob sich mit gesenktem Kopf.
„Richtig…“ kam es leise über ihre Lippen. „Lucia van Dracul ist in dem Angriff auf ihr Schloss verstorben…“ Die Vleermuis erhob ihren Kopf und ihre rechte Hand, welche sie demonstrativ zu einer Faust ballte. „An meiner Hand!“
Verdandi erhob sich.
„Ist das die Wahrheit!? So wer bist du dann, so dass ich weiß, wessen Existenz ich auslöschen darf!“
Diese Worte spiegelten seine hochnäsige Art so sehr wieder. Er war ein Idiot, wie er im Buche stand. Sah er nicht, worauf er sich hier einließ?
„Mein wahrer Name ist etwas, dass du nicht zu wissen begehrst.“
Die Haare der falschen Lucias öffneten sich, verloren deren Farbe, wurden weiß wie Schnee.
„Es ist nicht so, als hätte man mir je einen Namen gegeben, welcher der Wahrheit entspricht.“
Ihre teure Kleidung verwandelte sich in etwas gewöhnliches, verlor jedoch nichts an seiner angestammten Schwärze. Die goldenen Bänder an ihrem Hals erhoben sich, verformten sich in einen Kragen um ihren Hals und verfärben sich in schwarz mit einem weißen Muster, dass an lodernde Flammen erinnerte.
„Was du wissen sollst ist… Ich bin ein Vampirjäger.“
Ich verfolgte gespannt die Verwandlung, wie ihre Augen sich verfärbten, eines strahlend rot, das andere grau. Ihre Hände wurden größer, verwandelten sich in bestialische Klauen, gezeichnet mit roten Kreuzen – Waffen, gemacht für den Kampf gegen Vampire die das Kreuz fürchteten.
„Ich kam wohl nur für die Informationen, die du mir gegeben, Verdandi, doch wie es scheint…“
Sie begann von unserem Tisch zurück zu treten.
„…werdet ihr mich nicht ohne Weiteres gehen lassen.“

Nachdem sie ihre Verwandlung abgeschlossen hatte waren Testa und Verdandi sofort auf die Vampirjägerin losgesprungen. Sie hatten sie klar unterschätzt und waren an ihren geweihten Klauen wehrlos zerschellt. Dahin waren Testas ewige Jugend und Schönheit, dahin waren Verdandis Hochnäsigkeit und Idiotie. Hatten sie ihr nicht zugehört, als sie ihnen sagte, sie hätte Lucia auf ihrem Gewissen, eine Vampirin weit über ihren Level?
Ich erkannte ihre Macht und hob langsam meine Hände.Nicht, um mich zu ergeben, sondern um leise einen Applaus anzustimmen. Schwach lächelnd erlangte ich ihre Aufmerksamkeit dadurch.
Der Geruch des frischen Vampirblutes drang in meine Nase als ich sachte meine Handflächen aneinander schlug. Zwischen mir und dem, was ich als Vampir nur als ein Monster bezeichnen konnte, stand nur ein einfacher runder Tisch aus Holz, doch zeigte ich keine Angst. Verwirrt starrte der Jäger mich an, sie war ein weißhaariges Biest in Form einer Frau, welches noch vor Minuten die Form meiner alten Freundin getragen hatte. Es war ein Vampirjäger und kein schlechter. Waren die meisten dieser Monster einfache Menschen, so gab es auch wahre Monster wie dieses unter ihnen. Das Exemplar vor mir schien die Fähigkeit zu besitzen, seine Gestalt seinem Willen gleich zu verändern. Vorsicht war gewiss geboten, doch kein Grund zur Panik.
„Das war nicht schlecht. Du hast mich lange getäuscht, doch nichts bleibt mir je ewig verborgen, Jäger.“
Ich stoppte meinen Applaus und verschränkte meine Arme erneut langsam.
„Sei es Verdandis Versuch, Testa für sich zu gewinnen, obwohl er bereits von meinen Plänen wusste oder sei es Testa, die in Wahrheit nur versuchte, mich zu benutzen, während ich dasselbe mit ihr versuchte… Keine Wahrheit soll mir verschlossen bleiben.“
Das Monster mir gegenüber verschränkte seine Arme ebenfalls während meine eisblauen Augen leicht zu schimmern begannen.
„Du scheinst nicht geschockt über das plötzliche Ableben der beiden zu sein, Nahkhiir. Was für Pläne könntest du gehabt haben, dass dieses Ereignis sie nicht zunichte gemacht hat?“
Wie fabelhaft. Der Jäger schien bereit zu sein, einige Worte zu wechseln. Ich lachte leise auf, bevor ich ihm eine Antwort gab.
„Mein Plan war es, die Kontrolle über die Stämme beider zu erlangen und nun, da die Königsfamilie der Yarasa ohne einen Nachfolger dasteht und die Liliac nichts mehr haben neben ihrem kranken König… Ja, dieser Lauf der Dinge ist recht vorteilhaft für mich.“
Der namenlose Jäger nahm Platz auf der Lehne des Stuhls, auf dem er bereits zuvor gesessen hatte und blickte mich an, lächelnd.
„Ihr Vampire seid wahrlich Meister darin, euch gegenseitig zu verraten.“
„Oh wie wahr, doch wirklich waren wir alle nur darauf aus, unsere eigene Rassen zu stärken, in einem Kampf gegen die steigende Gefahr, die ihr und eure Sippe uns bieten.“
Vampirjäger wurden in den letzten Jahren immer zahlreicher, gefährdeten unseren Bestand und attackierten Schlösser, Burgen und Dörfer in denen wir hausten.
„So? Dann wirst du wohl auch versuchen, mich aufzuhalten, Vampir?“
Ein weiteres Lachen entkam mir, schrill wie es war ließ es das Monster mir gegenüber erstarren.
„Nein, wahrhaftig, ich bin nicht solch ein Idiot wie diese beiden es waren.“
Ich hob meinen Zeigefinger und deutete herablassend auf die Blutlache, die als Überreste meiner Gefährten den Boden befleckten.
„Deine Klauen, sie sind wie Gift für meinen Körper, so will ich dir freies Geleit erlauben. Verschwinde aus meinem Schloss und ich werde dich nicht aufhalten.“
Das rote Auge der Vampirjägerin erstrahlten leicht, erstaunt war ihr Blick für einen Moment, bevor sie sich schulterzuckend erhob und sich ausschweifend vor mir verneigte, ein schiefes Lächeln auf ihren vollen Lippen.
„Ihr seid zu gütig, werte Königin der Nahkhiir. Ich werde bei meinen Freunden ein gutes Wort für euch einlegen. Vielleicht, aber auch nur vielleicht, werden wir eure Rasse erst etwas später auslöschen.“
Mit diesen Worten drehte das Monster mir seinen Rücken zu und verschwand sogleich mit einem waghalsigen Sprung durch eines der Fenster aus meinen Gemächern. Minuten noch blickte ich auf das Glas, durch welches es verschwunden war, wartete bis es mein Gelände mir Sicherheit verlassen hatte und überlegte, was ich nun tun sollte. Wie sollte ich das Ableben Testas und Verdandis verschleiern, wie sollte ich die Kontrolle über deren Ländereien erlangen? Eine schwere Zeit stand mir bevor. Ich seufzte mit einem zufrieden Lächeln auf meinen Lippen, bis ein Gedanke mein Hirn streifte.
„Ich frage mich, die Prinzessin der Vleermuis, die sie sucht, welche ist es und was will sie von ihr? Existiert diese Prinzessin wirklich und wird dieses Monster sie existieren lassen? Solche wie dieses sind keine Seltenheit in der Welt da draußen … so wünsche ich dir alles Glück, Tochter der Vleermuis, auch wenn du allem, das dieser Name bedeutet, den Rücken gekehrt haben sollst.“

[Bild: iCjLV3S.png][Bild: 43066_s.gif][Bild: l1r9YGL.png]

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Beitrag: #3
vom - RE: [WoCh] Tanz der Vampire II
-pharmacopola-

Oft ging ich auf die Suche nach seltenen Kräutern, Pilzen und Tieren in den alten Wäldern nahe dem Dorf, welches ich meine Heimat nannte. Ich benutze diese, um Tränke und Mittel zu produzieren, welche ich dann verkaufe. Ich persönlich sehe mich als Arzt, doch aufgrund der Wundermittel die ich braue haben andere Dorfbewohner auch begonnen mich scherzhaft als ‚Die Hexe‘ zu bezeichnen. Ich hatte nie etwas gegen den Namen einzuwenden, da er mir recht passend erschien, doch hin und wieder würde ich es auch gerne hören, wenn man mich einfach mit meinem Namen anspricht. Elaine Le Fay. So schwer ist er doch nicht, oder? Ich gebe mich auch gerne mit Ms. Fay zufrieden, wenn es sein muss!
…Um solch sinnlose Themen wie diesen drehten sich meist meine Gedanken, während ich mich alleine durch das Geäst der eng aneinander wachsenden Bäusche des Waldes schlug, um zwischen ihnen wertvolle Zutaten zu finden. Jedoch fand ich an diesem Tag etwas viel Wertvolleres. Als ich nach dem griff, was ich für einen seltenen Pilz gehalten hatte, hatte ich das Ohr eines Mädchens zwischen meinen Fingern. Als ich dies realisierte, war ich geschockt von ihm zurückgewichen, entschuldigte mich sofort, erhielt jedoch keine Antwort. Nachdem der erste Schock überstanden war, schloss ich, dass das Mädchen bewusstlos war, wenn nicht sogar ihres Todes nahe, so abgemagert wie sie aussah. Ihre, ich erkannte es gleich, wertvollen Kleider waren zerrissen und ihr schönes Haar zerzaust und dreckig. Das aus ihrem Rücken ein prächtiges Paar ledriger Schwingen wuchs ignorierte ich fürs erste, als ich tat, was ich für das Beste hielt. Ich legte gesammelte Pflanzen, Pilze und Tiere beiseite, packte das kleine Mädchen und trug sie auf meinem Rücken zu mir nach Hause.
Sie war ein Vampir, wären ihre Flügel nicht Hinweis genug dafür gewesen, doch sorgte mich dies weit weniger, als ich mich um die Gesundheit eines jeden lebenden Wesens sorgte, was sie sicherlich noch war. Ich verband also ihre Wunden, großteils Schürfwunden, förderte die Heilung mit Salben, die ich kreiert hatte, fütterte sie in ihrer ohnmächtigen Gestalt mit dem Blut von Tieren, die mir die Bauern des Dorfes von der Schlachtung überlassen hatten und nach einer Woche…

…war es der heutige Tag.
Ich erhob mich frühmorgens aus meinem Bett und ging in die Küche um zu frühstücken, nur um sie dort anzutreffen. Nackt, abgesehen von den Verbänden, die ich ihr angelegt hatte und einer Halskette, vor der ich mich gesträubt hatte, sie anzufassen, stand sie mitten im Raum, offensichtlich verwirrt. Ihre Flügel hoben sich mit jedem ihre Atemzüge sachte, nur um dann wieder zu sinken.
„Geht es dir gut?“
Ich versuchte, so ruhig und sanft wie möglich zu sprechen, doch erschreckte das Vampirmädchen trotzdem. Ihr Blick wand sich schnell zu mir, strahlendes Rot erhellte in ihren Augen.
„Wir bist du!?“ fauchte sie mich wütend an, ich zeigte jedoch kein Zeichen von Angst und trat sogar einen Schritt auf sie zu.
„Elaine Le Fay. Ich bin Ärztin.“
Das Leuchten schwand langsam aus ihren Augen, während ihr Körper auf meine Worte hin erschlaffte.
„Ärztin?“ fragte sie leise und besah sich ihren Körper. „Du hast mich gesund gepflegt?“
Ich sah aus ihrer Gestik, jede Gefahr war vorüber. Langsam näherte ich mich dem Mädchen weiter, bevor ich schließlich vor ihr in die Hocke ging – sie war knapp zwei Köpfe kleiner als ich - und meine Hand an ihre Wange hob. Sie ließ sich ungestört von mir berühren, woraufhin ich sie leicht und beruhigend streichelte.
„Ich fand dich im Wald, verletzt, ausgehungert und bewusstlos. Es ist nun eine Woche seit dem vergangen.“ erklärte ich ihr. „Ich habe alles daran gesetzt, dein Überleben zu sichern und ich bin froh, dich auf deinen Beinen zu sehen.“
Das Mädchen errötete leicht, wand ihren Blick von mir ab und verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust.
„…Vielen Dank.“ sagte sie zögernd in einer Art, als fiele es ihr schwer dies zu tun. „Ich bin Remili-“
Sie brach ab und blickte wieder zu mir, musterte mich dabei scharf mit ihren stechenden Augen.
„…Remi. Einfach nur Remi.“ korrigierte sie sich dann, nach einiger Überlegung, wohl nicht gewillt, mir die volle Wahrheit jetzt anzuvertrauen. Das war mir jedoch egal. Ihr Dank war, was mir am meisten bedeutete.
„Ok, Remi. Was hältst du davon, wenn ich dir etwas zum anziehen gebe und wir dann zusammen frühstücken?“
Ich erhob mich wieder vom Boden und reichte ihr meine Hand. Zögernd musterte sie diese, bevor sie nach ihr griff und sich von mir in mein Zimmer führen ließ. Dort angekommen zeigte ich ihr einige meiner alten Kleider und, zu keiner Überraschung, wählte sie ein rot und pink gefräbtes Kleid mit vielen Rüschen, welches ich einst zu jungen Tagen auf einem Fest getragen hatte. Es stand ihr ausgezeichnet, ihr, der rotäugigen Vampirin mit dem blaugrauen Haar und ihrer blassen, kalten Haut. Die warmen Farben des Kleides boten einen erfreulichen Kontrast und unterstrichen ihren elegant geformten, jungen Körper.
Am Frühstückstisch gab es weniger Probleme, als ich erwartet hatte. Remi schien sich nicht davor zu sträuben, die Eier zu essen, die ich für sie gekocht hatte – im Gegenteil schlang sie diese gierig hinunter. So sehr dieses normale Menschenmahl ihr jedoch zusagte verschmähte sie auch nicht das Glas Schweineblut, welches ich ihr zu diesem anbot.
„Warum kümmerst du dich so sehr um mich?“ fragte sie mich zwischen zwei Schlucken ungläubig.
„Weil ich ein Arzt bin.“
„…Das klingt mir nicht nach einem guten Grund.“
„Was hättest du gern, das ich sage?“
Ich lehnte mich etwas zu dem mir gegenüber sitzenden Mädchen vor und starrte ihr in Gesicht. Erneut war es leichte Röte, die ihre blassen Wangen erwärmte als sie ihren Blick leicht abwandte.
„Ich meine, einem Vampir zu helfen…?“
„Wo ist der Unterschied? Du warst verletzt, du wirst gepflegt. So einfach ist das.“
„Ich könnte dich töten…“
„Ich könnte dich auch töten! Es macht keinen Unterschied!“
„…aber…“
„Nichts aber!“
Ich war aufgestanden und an die Seite des Mädchens getreten, so dass sie nun zu mir aufsehen musste.
„Remi, ich hoffe, wir können Freunde werden.“
„W-was?“
Sie sprang überrascht von ihrem Stuhl auf.
„Remi, ich hoff-“
„Nein nein, das habe ich verstanden aber… was sagst du da?“
„Bin ich so schwer zu verstehen?“
„N…nein, aber…“
Der Blick der Vampirin war auf den Boden gerichtet. Ich legte meine Hand an ihr Kinn und hob ihren Kopf leicht an, ihr dabei ins Gesicht lächelnd. Ihr Blick traf den meinen, dieses Mal konnte sie ihn nicht abwenden. Sie griff mit beiden Händen nach dem Arm, mit dem ich sie hielt, Tränen bildeten sich in den Winkeln ihrer unmenschlichen Augen…
„Ich… habe alles verloren.“ sagte sie plötzlich, als Tränen begannen ihre Wangen hinab zu kullern. „Alles... Meine Schwester, meine Familie, meine Heimat, meine Chance, all dies zu retten…“
Hinter den Händen, mit denen sie meinen Arm gepackt hatte, war keine Kraft. Lasch hielt sie sich fest.
„Ich bin geflohen, vor Zerstörung und Chaos. Dort waren auch Freunde, doch deren Nähe verletzte mich bloß…“
Sie ließ von mir ab und ich nahm meine Hand von ihrem Kinn. Sie stand kurz still vor mir, starr in meine Augen blickend, bevor sie mich umarmte.
„Ein Neuanfang… Wenn du mir einen solchen erlauben kannst, werde ich dir für ewig dankbar sein.“
Mit diesen ihren Worten legte ich meine Hand an ihren Hinterkopf und strich ihr besänftigend durch ihr Haar. Ihr feuchter Blick, nun vergraben in meinen Kleidern, sah nicht, wie ich zögerte, bevor ich mir selbst mit einem Nicken einen Ruck gab. Dieses Mädchen hatte offensichtlich Vieles durchgemacht, mehr noch, als mich ihr Zustand hatte vermuten lassen.
„Ich habe kein Heilmittel für eine verletzte Vergangenheit, aber ich werde alles daran setzen, die offenen Wunden zu schließen und dir bei deinem Neuanfang zur Seite zu stehen.“
„Elaine…“
„Bitte, hör niemals auf, mich so zu nennen.“ flüsterte ich ihr leise zu und lächelte.
„Elaine!“
Und mit Nachdruck umarmte sie mich fest.

[Bild: iCjLV3S.png][Bild: 43066_s.gif][Bild: l1r9YGL.png]

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Beitrag: #4
vom - RE: [WoCh] Tanz der Vampire II
-invidus 2-

Ich ließ das Schloss der Nahkhiir weit hinter mir und erreichte schließlich ein Dorf am Fuße des Gebirgszuges in dessen Gipfeln es thronte. Während des Abstieges hatte ich meine Form erneut verändert, nun gekleidet im Körper eines groß gewachsenen Echsen/Mensch-Hybridwesens.
War mein Körper Großteils der eines Menschen, verlängerte sich mein Oberkörper über einen langen Hals in den Kopf einer Kragenechse. Dieser Körper war wendig wie eine Schlange und gab mir aufgrund seiner dicken, dunklen, schuppigen Haut einen Schutz gegen nahezu jede Verletzung, die ich mir mit einem menschlichen Körper zugefügt hätte, während ich Felswände herab sprang um Zeit zu sparen. Er war nicht sehr angriffsstark, doch hatte ich nicht vor, ihn in nächster Zukunft in den Kampf zu führen – ich hatte weit bessere Körper für solche Situationen.
Das Dorf, welches ich erreichte, war dasselbe, von dem aus ich meinen Aufstieg zum Schloss einige Tage zuvor begonnen hatte. Hier waren zwei meiner Freunde zurück geblieben, die nun meine Rückkehr erwarteten. Es kostete mich knapp zehn Minuten, den Gasthof zu finden, in dem sie Unterkunft bezogen hatten, dann jedoch verlief alles schnell. Mein echsenartiges selbst erschreckte die Wirtin des Hauses fast zu Tode, als ich in ihr Haus trat und nach meinen Freunden fragte, dann führte sie mich jedoch ohne Nachfrage zu diesen. Ohne lange auf deren Zimmer zu bleiben verließen wir das Gasthaus schnell und bewegten uns etwas abseits des Dorfes zu einer Ansammlung von großen Steinen, die wohl bereits vor Jahrzehnten als eine Gerölllawine ins Tal gekommen waren.
Meine leeren Echsenaugen musterten die beiden Personen, die ich meine Freunde nannte, als ich mich mit verschränkten Armen an einen der größten der vielen Felsbrocken lehnte. Vor mir standen eine junge Frau und eine junger Mann.
Erstere nannte sich selbst Lieblich. Wie ich, war sie eine Person, die nicht viel auf ihren wahren Namen hielt und sich mit einem mehr oder weniger passenden Decknamen schmückte. Ihrer bezog sich nach meiner Hinsicht wohl auf ihr Aussehen, denn dort traf er offensichtlich zu. Sie war jung, hatte kurzes, schulterlanges braunes Haar und hell-türkise Augen. Bei sich trug sie stets einen Schirm, welchen sie wohl nur trug, um den Eindruck einer eleganten, lieblichen Frau zu untermalen. Ihr Verhalten jedoch war nicht so zu definieren. Sie war intelligent und planend und wurde deshalb oft befehlshaberisch. Wenn etwas nicht nach ihren Wünschen ging erzürnte sie schnell und zeigte ihre gefährliche Seite. Über ihre Vergangenheit wusste ich nicht mehr, als dass sie aus dem fernen Osten stammte und auch das nur, da ihre Kleidung sicherlich ihren Ursprung dort gefunden hatte, bunt und auffällig wie sie gekleidet. Immer wurde sie begleitet von einer weißen, namenlosen Taube, welche jedem ihrer Befehle gehorchte… wie nahezu jeder andere, der ihrer Stimme verfiel.
Der Mann an ihrer Seite war ein solcher… Lieblich nannte ihn Jeff, doch seinen wahren Namen hatte man bereits lange vergessen. Er war ihre größte Waffe, ein gebändigter Vampir, der nicht anders konnte, als zu gehorchen, was sie ihm befahl. Dies bedeutete jedoch nicht, dass er seinen eigenen Willen verloren hatte, sondern bloß, dass er jeden ihrer Befehle ausführen musste. Er hatte lange aufgegeben, sich dagegen zu sträuben und genießt stattdessen Lieblichs Nähe. Flügellos und ohne besondere Kräfte ist Jeff ein recht unnatürlicher Vampir für diese Gefilde, erkennbar nicht aus diesen Ländern, womöglich aus dem Osten, wie seine Meisterin. Wie Lieblich es je geschafft hatte ihn zu bändigen bleibt mir ein Rätsel, denn seine Waffe ist ein langes, schwarzklingiges Schwert, welches er führt wie kein anderer, schnell und undurchschaubar. Mit ihm in seiner Hand erscheint er mir nahezu unbezwingbar zu sein. Abschließend ist anzumerken, dass sein Stil der eines Gentleman oder Butlers ist und er auf seinem grünbehaarten Haupt immer einen weißen Hut trägt. Selten hört man ihn unaufgefordert sprechen…

„Sprich, Oshímu!“
Lieblichs eiskalte Stimme ließ mich erschauern, mehr so, da sie mich beim Namen nannte. Sie wusste, wie sehr er mir missfiel, obwohl ich ihn mir selbst geben hatte. Warum ich solch eine Person als meinen Freund bezeichnete fragte ich mich oft… vielleicht war ich auch nur eine Marionette, kontrolliert von ihren Worten… ihren wunderschönen türkisenen Augen…
„Oshímu!!“
Mein Echsenkörper zeigte nicht, wie ich innerlich zusammenzuckte. Ich sputete mich, denn ihr jetzt zu antworten, war die einzige Möglichkeit, sie nicht noch wütend zu machen.
„Ja, ich habe mich problemlos in das Schloss der Nahkhiir eingeschlichen und an dem Treffen der Vampire teilnehmen können.“ begann ich. „Vieles von wenig Belangen war dort besprochen worden, doch konnte ich schließlich auch die Informationen bezüglich des Verstecks der letzten Vleermuis-Adeligen auftreiben…“
Ich löste mich von meinem Stein und begann an Lieblich vorbei auf und ab zu schreiten.
„Sie, eine von zwei Prinzessinnen, war von mehreren Personen im Reich der Liliac-Vampire gesichtet worden, nahe deren altem Schloss… Diese Ländereien befinden sich westlich von hier.“
Lieblich folgte mir mit ihren kühlen Augen erwägend als ich erklärend auf und ab ging.
„Wie lange wird es uns dahin dauern?“
Ich stoppte, nachdenkend, auf diese Frage.
„Ich schätze… die Reise dorthin würde uns knapp fünf Tage kosten, sofern wir Pausen in den Dörfern auf dem Weg dorthin einplanen.“ erwiderte ich dann.
Die junge Frau schloss daraufhin ihre Augen, planend. Während sie überlegte bildete sich langsam ein furchterregendes Lächeln auf ihren Lippen, bis sie ihre Augen plötzlich wieder öffnete.
„Jeff, geh zurück ins Dorf, berichtete der Gastwirtin, dass wir noch eine Nacht dort verbleiben und für diese Nacht noch einen extra Raum benötigen! Wenn du das erledigt hast, besorge Reiseproviant für eine Woche!“
Der Vampir, welcher sich bis dato auf einem der Felsen im Schneidersitz niedergelassen hatte hob nun seinen Blick und schob mit seinem Zeigefinger seinen Hut leicht empor. Ein freches, breites Lächeln zierte dabei sein Gesicht.
„Gewiss~“ war seine knappe Antwort, bevor er sich schneller als meine Augen es verfolgen konnten davon machte. Nicht zu schnell für Lieblich, welche seinen Bewegungen mit ihren Augen folgte als er sich von uns entfernte, wartete bis er verschwunden war und wand sich erst dann wieder mir zu.
„Und nun, Oshímu, zu uns.“
Ich war etwas entfernt von ihr zum Stehen gekommen und hatte meinen Rücken zu ihr gewandt. Langsam sah ich über meine Schultern zu ihr zurück.
„Ja?“
„Jetzt, da wir unter uns sind, können wir einen Plan aufstellen, wie wir diese Vampirin am besten auslöschen können!“
Man erkannte es aus ihren Worten, dass sie Jeff nur davon geschickt hatte, um ihn für das Schmieden unseres Planes loszuwerden. Er war immerhin auch ein Vampir, so wollte sie ihn bei der Planung ihrer Schachzüge nicht unnötig dabei haben. Sie vertraute ihm nicht völlig. In ihrem Schachspiel war er immer nur ein Bauer, im Plan völlig auf ihre Befehle angewiesen, entbehrlich, ein Opfer, dennoch ein meist wichtiger Bestandteil, eine Finte, ein Insider, welcher sich in die Reihen der Vampire schleichen konnte und sich als einer Ihresgleichen abgeben konnte um sich dann in den hinteren Reihen in einen Turm zu verwandeln um sie zu zerstören.
Lieblich näherte sich mir nun von hinten und zog mich unsanft am Arm auf die Höhe ihres Kopfes hinab.
„Hör gut zu, unser Plan ist wie folgt…“

[Bild: iCjLV3S.png][Bild: 43066_s.gif][Bild: l1r9YGL.png]

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Beitrag: #5
vom - RE: [WoCh] Tanz der Vampire II
-pharmacopola 2-

Ich war äußerst überrascht über die Vampirin, die nun bei mir wohnte. Sie war offensichtlich wohl erzogen, half im Haushalt wo sie konnte und war generell eine Person, die ich gerne um mich hatte. Es war nun bereits ein Monat, seit sie hier eingezogen war, und viel war seitdem passiert. Von größter Bedeutung für unser Zusammenleben war es, als Remi plötzlich eines Nachts verschwunden war und am nächsten Morgen mit einer beachtlichen Sammlung alter Relikte zurückgekehrt war. Sie sagte mir, sie habe diese aus den Schlossruinen in der Nähe des Dorfes und das dort noch viele weitere solche versteckt waren. Was sie mit diesen vorhatte war eine große Überraschung für mich.
„Elaine, du bist Ärztin und du verkaufst auch deine Heiltränke und Salben, richtig? Kannst du mir beibringen, wie man als eine Verkäuferin zu handeln hat? Ich will diesen Kram verkaufen und dir mit den Einnahmen unter die Arme greifen.“ hatte sie gesagt.
In Folge hatte ich die Relikte und Antiquitäten durchstöbert. Nichts davon war gefährlich oder unschätzbar wertvoll, doch war das meiste gut erhalten und vieles davon sicherlich von noch zu gebrauchen oder zumindest schön anzusehen. Unter diesen Umständen entschloss ich mich, dem Wunsch Remis zu folgen und sie anzulernen.
Zuerst hatte ich sie mir beim Verkauf meiner eigenen Waren helfen lassen, ihr gezeigt, wie sie mit potenziellen Käufern umzugehen hatte und ihr den Wert des Geldes erklärt, von dem sie anscheinend keine allzu großen Vorstellungen hatte. Überraschend war für mich jedoch, wie ungestört es alle Käufer hinnahmen, das Remi ein Vampir war.
„Hey, du hast dir eine Aushilfe zugelegt, El?“
„Die Hexe und ein Vampir, ihr seht gut zusammen aus.“
„Aaaaaaaah, du bist soooooooo süß, gib mir Medizin! All die Medizin!“
Das und ähnliches waren die einzigen Reaktion, die wir zu hören bekamen. Das Remi generell freundlich und höflich war half all dem natürlich nach, doch niemand schien auch nur irgendwelche schlechten Vorteile ihr gegenüber zu erheben, nur weil sie ein Vampir war. Sie hatte die perfekte Persönlichkeit für eine Verkäuferin und die Käufer reflektierten dies… und so war ich bald vollends zufrieden gestellt mit dem was sie leistete und sah voller Freude dazu, dass sie einen kleinen Raritätenhandel gegenüber meiner Apotheke eröffnen konnte…

Es ging bald dem Abend zu und ich begann gerade zu kochen. Remi sollte in knapp einer halben Stunde von ihrer Arbeit zurück kommen, erschöpft von ihrem nun dritten Arbeitstag in ihrem eigenen Geschäft. Ich hatte mir vorgenommen sie, wie jeden Tag, mit einer gemütlichen Stimmung in Empfang zu nehmen.
Als ich gerade Wasser zum kochen brachte, klopfte es plötzlich an der Tür. Es war zu früh, um Remi zu sein, und wenn, dann würde sie nicht klopfen, also ging ich zur Tür, mich fragend, wer mich um diese Zeit noch besuchen würde.
„Ja, wie kann ich helfen?“ fragte ich, als ich die Tür langsam einen Spalt öffnete und mich einem jungen Mann gegenüber wiederfand.
Der Mann, elegant gekleidet, musterte mich von oben bis unten und verbeugte sich dann ansehnlich. Elegant zog er seinen weißen Hut vor mir.
„Gewiss...“ begann er. „…seid Miss Elaine le Fay, die hiesige Doktorin, habe ich Recht?“
Ich nickte ihm zu und trat aus der Tür, um ihn einzulassen.
„Das bin ich. Braucht Ihr Medizin?“ fragte ich ihn, als er an mir vorbei in mein Haus kam.
„Ja, man könnte es so sagen. Ihr müsst wissen, ich bin ein reisender Händler auf der Durchreise und habe mich gefragt, ob ihr mir vielleicht eure Waren zeigen könntet. Vielleicht, so dachte ich mir, könnte ich ihnen einige davon abkaufen und sie im Lande verkaufen.“
So? Der Mann war also ein Geschäftsmann. Er sah definitiv professionell aus, so glaubte ich ihm seine Geschichte aufs Wort.
„Bitte, folgt mir doch.“ bot ich ihm freundlich an und ging vor, um ihm meine Gebräue zu zeigen.
Als wir in meinem Lager, im Keller des Gebäudes, ankamen begann er sich interessiert umzublicken. In diesem Moment erinnerte ich mich an mein kochendes Wasser.
„Könnt ihr mich kurz entschuldigen? Etwas kocht auf meinem Herd.“ fragte ich ihn mit einem entschuldigenden Lächeln.
Ebenfalls lächelnd blickte er mir über seine Schulter zu.
„Nein...“ sagte er ruhig.
Diese Antwort kam unerwartet. Sein Lächeln war nun nicht mehr freundlich, sondern hatte es einen hinterlistigen Beigeschmack. Er verschwand plötzlich aus meinen Augen, nur um am anderen Ende des Raumes wieder aufzutauchen, die Tür mit dieser Bewegung hinter sich schließend.
„W-was wird hier gespielt?“ versuchte ich sofort aus ihm herauszubekommen und wich überrascht vor ihm zurück.
„Sie, Miss Elaine. Sie sind jetzt meine Geisel~“
Der mutmaßliche Geschäftsmann zog nun ein schwarzes Schwert und richtete es bedrohlich auf mich. So einem Menschen gegenüber war ich machtlos… völlig machtlos…
…wo blieb bloß Remi?
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 10.12.2011, 21:05 von Black-Cat. )
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Beitrag: #6
vom - RE: [WoCh] Tanz der Vampire II
-invidus 3-

„Was für ein jämmerliches Dorf.“
So und nicht anders war mein erster Eindruck, als ich das Dorf betrat, in welchem sich meine Beute aufhalten sollte.
Die Form, die ich dieses Mal angenommen hatte, war eine, die mir sehr nahe am Herzen lag, denn sie stammte von einer ehemaligen Begleiterin meinerseits… einer guten Freundin, die ihr Leben anhand der klauenbesetzten Hände eines Vampirs ließ. Ihr schulterlanges schwarzes Haar, leblose mattgrüne Augen, ihr schwarzes einteiliges Kleid mit den grünen Rüschen und so zerbrechlichen, hellblauen, durchsichtigen Insektenflügel zeichneten diesen fragilen, knapp handgroßen Körper aus. Es war der Körper einer Fee, deren größten Vorteile seine schnelle und uneingeschränkte Beweglichkeit, wie auch sein kleiner, unauffälliger Bau waren …abgesehen davon war er jedoch völlig nutzlos.
Ich hatte diesen Feenkörper genutzt, um das Dorf vor Sonnenuntergang und vor meinen beiden Partnern zu erreichen, so dass ich unbemerkt unsere Zielperson ausfindig machen konnte. Das, dem Hören und Sagen anderer Dorfbewohner folgend, war nicht schwer gewesen, denn nur eine Viertelstunde nach meinem Eintreffen im Dorf fiel mein Blick bereits auf die geflügelte Mätresse in ihrem Raritätenhandels. Sie war ein wahres Gemälde, wunderschön anzusehen und ein wahrer Blickfang mit ihrer eiskalten weißen Haut und ihren heiß-roten Augen.
Sie arbeitete mit ihren bloßen Händen, trug eine große antik wirkende Vase durch einen Verkaufsraum und erschien dabei, ihrem Aussehen fremd, nicht von adligem Geblüt sondern überraschend normal. Bevor ich es selbst bemerkt hatte klebte mein hübsches Feengesicht bereits an der Scheibe ihres Geschäftsfensters als ich sie entflammt musterte. Dort, wie eine Fliege an der Wand klebend, bemerkte sie mich. Dies lief soweit nach unserem Plan, nach welchem ich fürs Erste die Vampirin nur davon abhalten sollte, nicht zu früh nach Hause zu kommen.
Auch wenn sie tragisch schön war, sie war immernoch ein Vampir. Mir das einredend, beobachtete ich, wie sie sich mir langsam näherte.
„Hallo kleine Fee.“ begrüßte sie mich dann, als sie mich vor ihrem Geschäft antraf.
Erneut ließ ich einen abschätzenden Blick über sie schweifen, bevor ich mich leise räusperte.
„Hallo kleine Vampirin.“ begrüßte ich sie zurück. „Du hast so viiiieeeeele schöne Dinge da drinnen. Darf ich sie mir mal ansehen?“
Ich heuchelte ihr eine große Begeisterung vor und bekam dafür ein leises Kichern geschenkt. Ich sah es in ihrem Blick, dass sie mich für ein süßes kleines Ding hielt, ungewiss meines schwarzen Herzens.
„Oh, natürlich darfst du das. Es ist immerhin ein Geschäft, … aber ich weiß leider nicht, ob ich etwas im Angebot habe, dass jemandem wie dir nützlich sein könnte.“
Sie hob ihre Handfläche nachdenklich an ihr Kinn und musterte meinen zwergenhaften Körper abschätzend. Kurz ließ ich sie mich begutachten, bevor ich an ihr vorbei ins Innere des Geschäftes huschte wo ich mich dann sogleich mit großen Augen umsah.
Sie hatte hier wirklich unzählig Sachen im Angebot. Viel mehr, als ich von draußen gesehen hatte. Essgeschirr und Besteck, Vasen und Kelche, Buchstopper und Briefbeschwerer, Möbel, Schnitzfiguren, Gemälde, Teppiche, Tücher, Schmuck… so viel war hier zu sehen, dass ich geradewegs überwältigt davon war. Mit Ausnahme einiger der Schmuckstücke und Vasen schien zwar nichts davon allzu wertvoll zu sein, doch war alles in bestem Zustand, sauber und prächtig dargeboten. Ich konnte meine nun tatsächlich reale Begeisterung nicht vor dem Vampir verbergen, welcher mich weiterhin lächelnd beobachtete.
„Gefällt dir etwas?“ fragte sie mich mit einer so freundlichen, liebenswerten Stimme, dass ich kurz erstarrte bevor ich mich zu ihr umwandte.
„Alles.“ sagte ich zuerst leise. „Aaaaaalles hier gefällt mir! Das ist der schönste Ort, an dem ich jeeeeee gewesen bin!“ rief ich dann jedoch begeistert aus und schlug einen Looping vor dem Gesicht der Verkäuferin.
Sie kicherte glücklich wobei leichte Röte ihre kalten Wangen zu färben begann... ihre zarte, blasse Haut, ihr zuckersüßes, warmes Lächeln…
„Das freut mich aber sehr. Ich habe mir Mühe gegeben, all diese Waren so herzurichten.“
„Das hast du gemacht? Ganz alleine? Die waren nicht schon immer so?“
Sie schüttelte ihren Kopf leicht.
„Nein, viele der Vasen und Teller hatten Sprünge, vieles war sehr verstaubt oder anderwärtig beschädigt oder verunreinigt. Es war eine Menge Arbeit.“
„Es hat sich aber ausgezahlt! Wirklich! So viiiieeeele wunderschöne Sachen!“
Erneut kicherte die Vampirin.
„Ja, danke.“
„Aber… warum machst du eine so harte Arbeit? Du bist doch ein hübsches junges Mädchen. Sicherlich gibt es viel leichtere, angemessenere Arbeiten, die du verrichten könntest, als hier mit diesem alten staubigen Zeug zu hantieren.“
Das Kichern der Verkäuferin verstummte, als sie meine Worte vernahm.
„Ganz einfach. Weil ich es gerne tue.“ antwortete sie und schloss ihre Augen mit einem Nicken. „Ja, ich tue es gerne… Ich arbeite gerne hart, denn bei leichten Arbeiten ist es nur ein halb so großes Erfolgserlebnis, wenn man sie gut macht.“
Mein Mund hing leicht offen, als sie ihre Augen nach diesen Worten wieder öffnete.
„Du bist unglaublich, was für eine Einstellung! Ich muss dir unbedingt etwas abkaufen, um dir zu zeigen, dass deine Arbeit nicht umsonst war!“
Die Vampirin streckte ihre Hand zu mir aus und tätschelte leicht meinen Kopf, als wäre ich ein kleines Kind.
„Nein, du hast mir schon ausreichend gezeigt, dass es nicht umsonst war.“ korrigierte sie mich, woraufhin ich sie jedoch breit angrinste.
„Egal, ich finde trotzdem irgendwas!“
…und so stürzte ich mich wieder in ihre Waren. Wir unterhielten uns weiter, während ich mich umsah und übersahen dabei die Zeit, während es draußen bereits Dunkel wurde. Ich hatte meine ursprüngliche Aufgabe vergessen, doch führte ich sie unwissend zu vollstem Erfolg aus.
Als ich mich schließlich mit einem vergoldeten Ring mit einem kleinen, eingelassen grünen Smaragd in beiden Händen aus dem Antiquitätenladen verabschiedete war es bereits stockdunkel geworden. Keine Menschenseele war mehr auf den Wegen des Dorfes zu sehen.
Ich drückte meinen neuen Schatz an mich und verzog mich in die Dunkelheit, nicht jedoch ohne zu beobachten, wie die Verkäuferin ihren Laden schloss und sich auf ihren Heimweg begab.

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Beitrag: #7
vom - RE: [WoCh] Tanz der Vampire II
-pharmacopola 3-

„Elaine, ich bin Zuhause!“ vernahm ich Remis hocherfreute Stimme, als sie ihren nun dritten Arbeitstag in ihrem eigenen Geschäft voller Erfolg beendet hatte und durch die Haustür herein kam. Ich hörte wie sie ihre Schuhe auszog, hörte wie sie in die Küche ging, hörte sie erneut nach mir rufen.
„Hey, Elaine, wo steckst du?“
Ich konnte es mir gut vorstellen. Sie tat, was sie jeden Tag tat. Sie war in die Küche gekommen, um mich zu fragen, was ich kochte und sah dabei den Topf mit dem kochenden Essen darin, nicht jedoch mich.
„Elaine?! Elaine, bist du hier irgendwo?“
Ihre Stimme wurde zunehmend unruhiger, als sie realisierte, dass irgendetwas hier ganz und gar nicht stimmte. Ich hörte, wie sie mit lauten Schritten durch die Wohnung rannte und verzweifelt nach mir suchte. Ich hörte wie sie Türen öffnete und sie, sich vergewissert, dass ich mich nicht hinter diesen befand, wieder zuwarf. Unser Zuhause war nicht gerade groß, weshalb Remi nicht für viel länger die falschen Wege einschlagen konnte und so schließlich die Tür zum Keller aufriss...
Aufgeregt stand Remi in der Tür. Sie blickte mir in die Augen mit ihren grell rot erstrahlenden Augen, welche Licht in den sonst dunklen Raum brachten. Nach Luft ringend war sie sichtlich erschöpft, doch ihre aufwallende Wut war stärker als ihre Kraftlosigkeit.
Sie besah sich gebannt der Lage, in der ich mich befand und sah mich hier, gefesselt und geknebelt wobei sie langsam ihren Mund zu einer monströsen Fratze öffnete in welcher sie ihre scharfen Eckzähne demonstrierte.
„Du! Binde sie sofort los!“ schrie sie sofort wütend, nun den unbekannten Mann an meiner Seite ins Visier nehmend, welcher jedoch nicht im geringsten von ihrer Grimasse berührt wirkte.
„Remilia van Dracul, welch eine Ehre.“ sprach er ruhig.
Der junge Mann, welcher mich in diese Lage gebracht hatte, hob seine Hand an meine Schulter, während er sich vor der jungen Vampirin verbeugte. Der Name, den er ihr gab, schien sie bis ins Mark zu erschüttern.
„Wer bist…? …nein, nein, es ist mir egal, wer du bist! Nimm gefälligst deine Finger von Elaine, oder…!“ Hier schnitt er sie abrupt ab.
Oder was, Remilia van Dracul? Ich vermute doch, ich bin hier in einer besseren Position, um Drohungen auszusprechen, findet ihr nicht?“
Der junge Mann hob mit seinen Worten sein langes schwarzes Schwert an meinen Hals. Ich stoppte kurz zu atmen, als das kalte Metall für einen Moment meine Haut berührte.
„Nein, ich bin es, der euch nun droht, van Dracul. Ihr werdet euch mir ohne Wiederspruch ergeben und mich hier aus diesem Gebäude begleiten.“
Remi biss ihre scharfen Zähne wütend zusammen, doch verlor das Leuchten in ihren Augen schließlich seine Kraft, bis es schließlich völlig erschöpfte… Sie hatte das Handtuch geworfen.
„Ihr seid wahrlich ein schlaues Mädchen.“
Der Mann applaudierte ihr kurz stumm, bevor er mich fester an meiner Schulter packte und mich auf meine Beine zog.
„Nun kommt, lasst uns gehen.“

…der Mann führte uns aus meiner Wohnung, hinaus auf die finstere Straße, und von dort an trieb er uns weiter, aus dem Dorf hinaus in die alten Wälder, die an es grenzten. Dort schien er ein genaues Ziel zu haben, denn schließlich trafen wir schließlich auf eine weitere Person. Sie war eine junge Frau, schön und lieblich anzusehen…

[Bild: iCjLV3S.png][Bild: 43066_s.gif][Bild: l1r9YGL.png]

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Beitrag: #8
vom - RE: [WoCh] Tanz der Vampire II
-amoenitas-

Meine weiße Taube saß wie immer auf meiner Schulter als ich, auf einem alten Baumstumpfs inmitten einer Waldlichtung sitzend, wartete. Nun verbrachte ich bereits einige Stunden alleine seit Jeff losgezogen war, um seinen Teil unseres Plans zu vollziehen und langweilte mich beachtlich dabei. Ich hatte mir zwar einen Teil der Zeit damit vertrieben, indem ich einem jungen, aufmüpfigen Wolf das Fell über die Ohren gezogen hatte, doch waren dies die einzigen aufregenden fünf Minuten des bisherigen Abends gewesen… Gerade als ich zu überlegen begann, ob ich nachsehen sollte, ob alles in Ordnung war, hörte ich dann ein Rascheln im Unterholz. Es war schier unmöglich zu erahnen, wie sehr ich mich freute, als es immer lauter wurde und schließlich beobachten konnte, wie ein ungleiches Trio sogleich langsam aus der Dunkelheit hervortrat. Sie waren endlich da…
„Gute Arbeit, Jeff.“ lobte ich den jungen Mann an deren Spitze.
Ich sah, er zerrte eine Frau an deren gefesselten Händen hinter sich her … doch, und das war mir weitaus wichtiger, ging knapp neben ihm die Person, auf die ich mich bereits so sehr gefreut hatte, sie zu sehen. Es war ein junges, eigentlich hübsches Mädchen, dessen Hände, Kopf und Flügel lasch von ihrem Körper hingen – so sah also eine Vampirprinzessin aus, die jedwede Hoffnung verloren hatte? Es war ein wahrhaft wunderschöner Anblick, der mich sofort vergessen ließ, wie lange ich darauf hatte warten müssen.
Meine Freude nicht zeigend und mit einem lieblichen Lächeln auf meinen Lippen erhob ich mich also von meinem Baumstumpf und tätschelte dabei den weißen Vogel auf meiner Schulter liebevoll.
...
„Was soll ich mit ihr machen, Milady?“ fragte mich Jeff, mein treu ergebener Diener, sofort mit einem Seitenblick auf das gefesselte Weibsstück knapp hinter ihm.
Die brachte mich dazu die Frau in Frage kurz zu beobachten und zu bedenken, kam jedoch schnell zu dem Schluss, dass sie nicht im Geringsten von Bedeutung für mich war, so dass ich einfach nur abwertend mit den Schultern zuckte.
„Mach was du willst. Wir brauchen sie nur, um die Prinzessin im Zaum zu halten.“ sagte ich zu dessen und überließ sie somit meinem Partner.
„Gewiss~“ erwiderte dieser nur schwach schmunzelnd und verbeugte sich leicht vor mir.
Mit diesem üblichen Ausdruck seiner unweigerlichen Zustimmung stieß Jeff die Frau lieblos zu Boden, wo sie, immernoch gefesselt und unfähig irgendetwas zu tun, auf ihren Knien hocken blieb und so dazu gezwungen war, mit anzusehen, was folgen würde. Bevor die Vampirin diese Gelegenheit nutzen hätte können, um ihre Freundin zu schnappen und mit dieser die Fluch zu ergreifen, hielt mein Begleiter der Vampirfreundin jedoch sogleich sein Schwert an die Kehle. Nur ungern schloss ich aus dieser Situation, dass durch unseren Geisel auch Jeff die Hände gebunden sein würden, denn er konnte unmöglich von ihrer Seite weichen, ohne dass die Prinzessin auf dumme Gedanken kommen würde…
Egal wie unwichtig diese Person eigentlich für mich und Jeff war, sie als unseren Geisel aufzugeben kam nicht in Frage, denn das würde den Zorn der Vampirin freien Lauf lassen. Nur mit ihr in unserer Gewalt konnten wir sie bändigen.
Ein genervtes Seufzen kam über meine Lippen, denn das hieß, ich müsste mir meine eigenen Hände mit dem Auslöschen der Prinzessin schmutzig machen… aber was soll‘s.

„Blaugraues Haar… du bist also Remilia van Dracul, ein wahres Ebenbild deines verstorbenen Vaters, Bram van Dracul.“ schloss ich aus den Informationen die ich über sie und ihre Schwester gesammelt hatte. Während Remilia nach ihrem Vater kam ähnelte ihre Schwester ihrer Mutter, mit deren natürlichem rabenschwarzem Haar. Das und das Paar prächtiger Schwingen an ihren Rücken, welches ihrer Schwester fehlte, waren ein klares Erkennungsmerkmal Remilias gegenüber ihrem Fleisch und Blut.
Ich näherte mich der Vampirin, welche weiters stumm ihren Kopf hängen ließ, doch bei dem Namen ihres Vaters erkannte ich, wie sie ihre Hände zu Fäusten ballte. Wie amüsant, die Informationen, die ich gesammelt hatte, waren vollends zutreffen. Sie konnte ihren Vater tatsächlich nicht leiden und reagierte sofort darauf, wenn ich sie mit ihm verglich.
„Du hast die seltene Ehre, als letzte der Vleermuis, an meiner Hand zu sterben. Fühlst du dich geehrt?“ fragte ich sie mit ausgebreiteten Händen und erhobenem Haupt, doch ließ ihre Begeisterung darüber auf sich warten.
„…und wer sollst du sein?“ erwiderte sie kühl.
Oh, endlich hatte sie mir ihre Stimme geschenkt! Eine wahrlich schöne Stimme, ja sie wäre gar lieblich, wäre sie nicht zerfressen von der heißen Wut und der bitteren Kälte, die sie soeben für mich verspürte. Ein breites Lächeln erschien auf meinen Lippen.
„Lieblich. So nennt man mich.“
Sie hob ihren Kopf leicht an.
„Wie... passend…“ sagte sie monoton, als sie mich nun zum ersten Mal mit ihren blutunterlaufenen, roten Augen ansah.
„Oh, danke, ich bin geschmeich-.“ „Lass Elaine gehen!!“ unterbrach sie mich plötzlich mit einem wütenden Aufschrei und deutete mit erhobener Hand auf das am Boden kniende Frauenzimmer hinter Jeff. Kurz ließ ich diesen Moment auf mich einwirken bevor ich glucksend eine Antwort darauf gab.
„Oh? Aber natürlich...“
„...aber ... erst nachdem du dein Leben ausgehaucht hast, Dracul.“ fügte ich mit purer Kälte in meiner Stimme hinzu und zog meinen Schirm gleich einem Schwert um ihn Remilia entgegen zu halten.
Sie biss ihre Zähne zusammen, verzweifelnd. Wie schön war dieser Anblick doch~ Sie sah keinen Ausweg mehr und ließ ihren Kopf erneut hängen.
„Dann… töte mich.“ murmelte sie leise.
Hatte sie das gerade wirklich gesagt? Ehrlich? Hatte ich mich nicht verhört? Ich konnte es mir nicht verkneifen darüber in tosendes Gelächter auszubrechen.
„Jaaaaa, fleh darum!! Was hast du auch sonst für eine andere Möglichkeit!!“
Ich bewegte mich mit einem Mal näher an sie heran, zog in einer lässigen Bewegung meinen Schirm wieder zurück und trat das Vampirmädchen mit einem gezielten Tritt in die Magengegend zu Boden. Völlig überrascht und dagegen wehrlos nahm sie dies hin und blieb danach ohne Widerstand regungslos auf der Erde liegen.
Mein Lachen wurde lauter, während es im Wald wiederhallte, als ich dazu überging sie immer und immer wieder zu treten und zu peinigen. Nur kurz wurde dieses Geräusch übertroffen von einem lauten Aufschrei der Ärztin Elaine, doch Jeff zwang sie sofort mit einem schnellen Tritt seinerseits wieder zur Ruhe.
Ja! Alles lief perfekt! Ich würde diese Vampirin zerstampfen wie ein Insekt und dann würde ich ihren Kopf, den Kopf der letzten Vleermuis, als eine Trophäe meines Könnens als Vampirjägerin all den anderen Jägern vorhalten!! Nie mehr würde man sich über das liebliche kleine Mädchen lustig machen!! Nie mehr!!!!
Ich spürte regelrecht, wie das Leben aus dem Körper unter meinen Tritten schwand und genoss es in vollen Zügen zu sehen, wie ihr Blut aus mehreren sich formenden Wunden zu treten begann… doch… was war das… hatte sie da plötzlich ein Lächeln auf ihren Lippen? Ein Lächeln, das von Sekunde zu Sekunde breiter wurde…
Ich stoppte sofort, mit meinem Bein in ihrem Magen, und mein Lachen verstummte sogleich. Als ich sie fragen wollte, was sie denn bitte jetzt noch zu Lächeln hatte, wurde mir die Antwort darauf bereits klar.
Aus den Augenwinkeln hatte ich Jeff und Elaine gesehen… oder eher, dort war immernoch das Weib… doch meinen treuen Vampir fand ich dort nicht… Schnell drehte ich mich suchend nach ihm um, fand ihn und erstarrte… Da war er… verwickelt in einen Kampf… mit… nein…
UNMÖGLICH!?
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 31.12.2011, 12:27 von Black-Cat. )
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Beitrag: #9
vom - RE: [WoCh] Tanz der Vampire II
-lamia 2-

Eine zweite Remilia erschien plötzlich auf der Waldlichtung! Ich hätte überrascht sein sollen, hätte ich dies nicht schon vorhergesehen! Eine weitere Vampirprinzessin stürzte sich auf den unachtsamen Jeff und riss ihn mit sich, was Elaine, von der ich wusste, dass sie Remilia oh so viel bedeutete, aus der Unterdrückung durch ihn befreite. Ich vernahm kurz, wie der überrumpelte Vampir versuchte seine Partnerin mit einem lauten Ruf zu warnen, doch diese war in ihrem unüblichem Blutrausch, als sie immer und immer wieder auf die andere Remilia eintrat, taub zu allem geworden, das um sie herum geschah. Der Anblick, die Vleermuis so zugerichtet zu sehen, schmerzte mich etwas, doch wusste ich, nun, da sie ihre menschliche Freundin in Sicherheit wissen konnte, würde sie sich nicht mehr länger zurückhalten müssen.
Ich dachte mir, es musste für sie sein, wie in einen Spiegel zu sehen, als ihr eigener Körper aus den Baumwipfeln herab schoss und den bedrohlichen Missetäter, der ihre Elaine bedroht hatte, mit sich riss. Sie wusste diese nun in Sicherheit, so konnte sie kämpfen. Ich sah es in ihren Augen wie sie all ihre Schmerzen vergaß, die ihr die Tritte Lieblichs zugefügt hatten, und konnte beobachtete wie sich ein siegessicheres Grinsen auf ihre zarten Vampirlippen zauberte. Was sollte ich wissen, war es doch eben jenes Grinsen, dass ihre Peinigerin in ihrer Tobsucht zu stoppen vermochte. Deren Lachen verstummte prompt, als sie das Grinsen Remilias sah und ihren Partner sogleich vermisste. Gerade lange genug ließ sie ihren Blick suchend nach ihm schweifen, um der Vleermuis die Zeit zu geben, die sie brauchte, um das Blatt zu wenden. Wie äußerst dumm von einer talentierten Vampirjägerin. Ich hätte mehr von ihr erwartet!
Dracul packte sofort das Bein, welches sich bis soeben noch mit voller Wucht in ihren Magen gegraben hatte, und ein Schauer lief mir über den Rücken als ich die nächsten Worte der Prinzessin vernahm.
„Lass es mich dir zeigen…“ begann sie unheimlich, die Aufmerksamkeit Lieblichs wieder auf sich ziehend und deren vor Angst erfülltes Gesicht für einen Moment genießend.
„…das Geheimnis der Vleermuis, den Herren des Schwarms!“
Mit diesen Worten magischer Natur zerbarst der Körper der Vleermuis sofort in eine Unzahl an blutgierigen Fledermäusen…
Dies war es, das Markenzeichen ihrer Rasse, was ihr auch den Beinahmen Der Schwarm gab: Das Zerteilen in einen Schwarm aus Tieren. Es gab Fledermaus-Vleermuis, Schlangen-Vleermuis und Fliegen-Vleermuis, in dieser Reihenfolge vom stärksten zum schwächsten Blut aufgelistet, und sie hatten volle Kontrolle über jedes einzelne Tier in das sie sich teilten. Nach ihrer Zerteilung konnten sie sich immer wieder zu ihrem unverletzten Originalkörper regenerieren, solange auch nur ein einzelnes Stück ihres Körpers noch vorhanden war, was sie zu unvorstellbar fruchtbaren Gegnern machte. Das es eine eben solch mächtige Vampirrasse war, die innerhalb einer einzigen Nacht fast völlig ausgelöscht wurde war äußerst verwunderlich…
Remilias Schwarm machte sich bereits mit deren unzähligen scharfen Zähnen über den Körper der unvorbereiteten Vampirjägerin her. Sofort versuchte diese, mit einem Aufschrei dem Angriff zu entkommen und zog ihren Schirm hervor, um damit nach den vielen kleinen Körpern zu schlagen, doch waren ihre Gewinnchancen, dieser Übermacht gegenüber, in meinen Augen sehr gering anzusetzen.

Etwas abseits von den beiden jungen Frauen sah ich Jeff. Er hatte sich schnell von dem Schock des Überraschungsangriffes der zweiten Remilia erholt und richtete seine schwarze Klinge bereits kampfbereit auf sie. Er musterte sie nur kurz mit einem neugierigen Blick, bevor er ein selbstgefälliges Grinsen aufsetzte.
„Gewiss, ist es nicht Oshímu, der hier seine Freunde verrät?“ stellte er eine Scheinfrage.
Wie ich es schon lange getan hatte, so hatte auch er die wahre Identität der zweiten Prinzessin schnell durchschaut. Es war zu offensichtlich gewesen. Er hatte die beiden, die er so unsicher als seine Freunde bezeichnet hatte mit dem Mädchen abgewogen, welches auf den ersten Blick sein Herz gestohlen hatte und sich ohne lange zu zögern dafür entschieden, lieber auf ihrer, als auf deren Seite zu kämpfen.
„Wie lange war es, dass ich diesen Tag heran gesehnt hatte? Gewiss Oshímu, wirst du mir einen guten Kampf liefern!“ rief der Vampir dann, bevor er sich ohne viele Zierereien, mit einer Geschwindigkeit, die ich von hier nie und nimmer mitverfolgen konnte, auf seinen Gegner stürzte… doch war es für Oshímu anders. Durch Remilias Augen, den Augen einer vleermuisen Vampirprinzessin, sollten Jeffs Bewegungen wie in Zeitlupe erscheinen. Und so wich er einem Schwerthieb des Vampirs mit Leichtigkeit aus und konnte sogar die Chance nutzen, um in der gleichen Bewegung mit Remilias scharfen Klauen nach dem Oberkörper seines Wiedersachers auszuschlagen.
Jeff stoppte etwas hinter ihm und rammte angeschlagen seine Klinge in den Boden, um sich dann halb ärgerlich halb überrascht an die nun klaffende Wunde an seiner Brust zu fassen. Er konnte es nicht fassen, dass Oshímu seinen Angriff hatte abwehren können! Mit einem lauten Wutschrei zog er sogleich seine Klinge wieder aus dem Boden und attackierte mit vielen schnellen, unkordinierten Hieben erneut. Sein Gegner, im wendigen Körper der Vleermuis, wich mit leichtfüßigen Sprüngen von ihm zurück bis er das Paar Schwingen an seinem Rücken plötzlich in deren majestätische Breite spannte und sich mit deren Hilfe hoch über seinen Gegner in den Himmel katapultierte, weit außerhalb dessen Reichweite.
Ich beobachtete amüsiert das Aufeinandertreffen eines frechen Grinsens auf den Lippen der falschen Remilia mit einem weiteren Wutschrei Jeffs.
„Du kannst nicht fliegen, Jeff? Was für ein lahmer Vampiiiir!“ rief Oshímu und streckte seinem Gegner frech Remilias Zunge entgegen.
„Du unsportliches Biest! Kämpf wie ein Mann, Oshímu!“
Die vermeintliche Remilia kicherte, als sie ihren Kopf leicht schief legte und dann ihr den Saum ihres Kleides plötzlich weit nach oben zog und ihrem Gegner dabei ihre Unterwäsche darbot.
„Ich sehe hier keinen Mann!!“ rief Oshímu lachend aus, während er einen Rückwärtssalto in der Luft durchführte. Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen, als Jeffs Mund sich bei dieser Aktion sprachlos öffnete und sich eine leichte Röte in sein Gesicht verschlug. Er beobachtete verduzt, wie die falsche Vampirin verspielt am Himmel herum tanzte, nur um dann den Moment der Verwirrung ihres Gegners zu nutzen um plötzlich einen Speer aus brennend rotem Metall, umgeben von flammender Energie, zwischen ihren Fingern zu formen. Es war eine Waffe, fast doppelt so groß wie der kleine Körper, welcher sie einhändig führte. Ein rot schimmernder, magischer Speer, der sich in einer Spitze an seinem vorderen Ende verlief und genau hinter diesem ein großes, kräftiges Paar roter Vampirschwingen trug.
Ich kannte diese Waffe sehr gut. Ihr Name war Gungnir, der Speer des Odin. Sie war ein Erbstück in der Königsfamilie der Vleermuis, zusammen mit ihrem Gegenstück Lævateinn, dem Schwert der Zerstörung Lokis.
Ich hätte niemals gedacht, die Pracht dieser Waffe noch einmal sehen zu dürfen, nachdem man sie mir bereits einmal an die Kehle gehalten hatte… Sie war so wunderschön wie sie tödlich war. Remilias Vater, Bram, hatte den Speer vor ihr geführt, doch hatte sich dieser seitdem verändert. Die Flügel, die ich unter der Spitze des Speers sah, waren eine neue Addition, die Remilia getätigt haben musste, als ihr die Waffe übergeben worden war. Ich war interessiert zu sehen, wie diese sich auf den Kampf mit der Waffe auswirken würden… und durfte auch nicht lange darauf warten.
Anstatt den Speer, wie Remilias Vater, im Nahkampf zu verwenden holte Oshímu instinktiv mit einem weiteren Rückwärtssalto aus, bevor er den Speer mit voller Wucht nach seinem Gegner schleuderte. Egal wie gut oder schlecht er gezielt haben mochte, die Flügel des Speeres steuerten ihn auf direktem Weg zu seinem Ziel. In allerletzter Sekunde hob Jeff noch sein Schwert, um sich zu schützen, doch zerbarst die schwarze Klinge in seiner Hand wie eine Scheibe Glas bei der ersten Berührung mit der magischen Waffe welche sich dann sogleich durch die Brust des Vampirs bohrte, ihn mitriss und in den Boden nagelte. So verblieb die Waffe für einige Sekunden in ihm stecken, bis sie sich in Luft auflöste…

Das rote Licht des Speers hatte die gesamte Lichtung für die Dauer seiner Existenz in dessen Farbe getaucht und Lieblichs verzweifelter Versuch, Remilias Fledermausschwarm mit ihrem Schirm zurückzutreiben endete damit, als beide Kontrahenten kurz inne hielten und mit ansahen, wie Jeff aufgespießt wurde. Remilias Fledermäuse schienen länger von dem hellen Licht betäubt zu sein als deren Gegnerin, welche sich mit ihren unzähligen Biss- und Kratzverletzungen aus dem Schwarm befreien konnte und von dort sofort an die Seite ihres zu Boden gestreckten Partners stolperte.
Ich wusste es, die Gefühle im Körper dieses sonst so lieblosen Wesens wallten auf, als sie neben Jeff auf ihre Knie fiel und sich mit Tränen in ihren Augen seiner fatalen Wunde besah.
„… Nein … du bist … unverwundbar… nein … es kann nicht sein … du kannst nicht …“
Ein Schauer lief mir über den Rücken, als ich die Verzweiflung in ihrer Stimme spürte. Etwas war eingetreten, das sie nie und nimmer erwartet hatte... Sie hatte immer gehofft, er würde sie für immer beschützen, doch nun war es er, der sich selbst nicht schützen konnte.
„JEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEFF!!!!!!!!“
Der Wald verfiel in eine tragische Totenstille, nachdem der Schrei der Vampirjägerin verhallt war... Remilias Fledermäuse vereinten sich wieder und auch Oshímu kam zurück auf den Boden. Beide blieben sie stumm stehen, als ich gebannt beobachten konnten, wie sich Jeffs Hand langsam an die Wange Lieblichs erhob.
„Gewiss… … bin ich das…“
Die Worte des schon todgeglaubten Vampirs ließen Lieblichs Augen sich erweiten, bevor sie ihm nach einem kurzen Schock voller Ereichterung um den Hals fiel...

Einige Minuten waren vergangen, während alle still beobachteten, wie Elaine Jeffs wunden reinigte und verband. Es war ein weiteres Beispiel dafür, dass sie wahrlich keinen Ausnahmen machte, wenn es darum ging, jemandem zu helfen, dem es schlecht ging. Lieblich hatte sich in dieser Zeit wieder auf ihrem Baumstumpf niedergelassen und hatte niedergeschlagen zu Boden gestarrt. Sie hatte offensichtlich keine Worte mehr für die beiden Vampirprinzessinen übrig… sie hatte verloren und sah wohl keinen Grund, ihnen auch nur einen Blick zu würdigen.
Noch etwas später sah ich dann, wie die beiden Jäger sich nach einer kurzen Danksagung und Entschuldigung Elaine gegenüber von ihren vorherigen Gegnern entfernten. Ich vermutete, dass sie sicherlich nie wieder zurück kommen würden. Remilia und Oshímu blickten den beiden noch hinterher bis sie völlig verschwunden waren. Dann ließ die Fälschung sich erleichtert zu Boden sinken und sah zu, wie sein Ebenbild sofort an die Seite ihrer Freundin sprang, um sich nach deren Befinden zu erkundigen. Sein Blick wandte sich gen Himmel, von wo der Halbmond auf die Waldlichtung hinab schien. Es war also vorbei. Er hatte es tatsächlich getan. Er hatte sich auf die Seite eines Vampirs geschlagen und seine eigenen Freunde ihretwegen betrogen. Ich war stolz auf diese Kreatur, die sich, seit ich sie das letzte Mal gesehen hatte, sosehr verändert hatte – und damit meine ich nicht dank ihrer Verwandlungsfähigkeit.
Oshímu ließ sich auf seinen Rücken fallen und wartete. Er wartete, bis die Vampirin und die Ärztin mit deren Gespräch fertig sein würden und er wartete, bis er einschlief, bis Remilias liebliche Hand ihn dann plötzlich wieder aus dem Schlaf rüttelte.
„Hey, ist alles ok mit dir?“
Während des Schlafens hatte Oshímus Tarnung sich aufgelöst. Sein graublaues Haar war wirr, lang und schwarz geworden, sein Rüschenkleid zu einem schwarzen Tanktop und engen Shorts und sein mädchenhafter Körper zu dem eines schlanken Jungen. So sah er also aus, wenn er nichts zu verbergen hatte – nicht gerade was ich erwartet hatte.
Das hübsche Gesicht der Vampirin hing knapp über dem seinem als sie ihn nach seinem Wohl befragte, woraufhin er leicht von ihr zurück wich und seinen Körper besah. Zum Glück, er war nicht verletzt.
„Alles ok. Dein Körper war ziemlich nützlich~“ erwiderte er schief lächelnd und richtete sich in eine sitzende Position Remilia gegenüber auf. Nun wich sie etwas zurück, wand ihren Blick von ihm ab und drehte ihre Augen leicht.
„D-das… habe ich gesehen.“ sagte sie, während leichte Röte in ihr Gesicht stieg und sie zur Seite von ihm wegsah.
Oshímu musste daraufhin grinsen. Es war offensichtlich, dass sie sich dabei auf die Unterwäsche-Aktion im vorherigen Kampf bezog…
„…aber gut… “ begann sie dann beruhigt. „Wer bist du, und warum hast du uns geholfen?“ fragte sie, offensichtlich nicht wirklich eingeschnappt wegen dem, was er getan hatte.
Diese Frage, ich wusste es, war eine solche, die Oshímu nur ungern beantworten mochte… doch zu meiner Überraschung nickte er sofort zu sich selbst und gab ihr lächelnd eine Antwort.
„Ich bin Envy Oshímu, ein Gestaltwandler. Ich hoffe, ich war euch behilflich.“
Envy… Das war also sein wahrer Name?
„Wir haben uns heute Abend schon einmal getroffen.“ sagte er dann und hob seine rechte Hand, an dessen Ringfinger er einen goldenen Ring mit einem Smaragd trug.
Als Remilia diesen wiedererkannte war das Erstaunen ihrerseits enorm. Es war jener Ring, den sie einige Stunden zuvor einer kleinen Fee verkauft hatte.
„Diese Fee… das warst du?“ fragte sie ungläubig, woraufhin der Gestaltwandler leicht mit seinem Kopf nickte, dann jedoch einen überraschend ernsten Blick aufsetzte.
„Ja, ich war die Fee, ich war du und… …" er zögerte kurz, doch raffte sich dann dazu, weiterzusprechen "… und ich war der Mörder deiner Mutter.“
…Ich gebe zu, ich hatte nicht erwartet, dass er ihr dies so einfach ins Gesicht sagen würde, doch ihre Reaktion entsprach noch weniger meinen Erwartungen. Remilias Pupillen hatten sich kurz überrascht zusammen gezogen, doch abseits jeder Wut, die sie aufgrund dieses Faktes für ihn empfinden hätte könnte, schloss sie einfach ihre Augen und atmete einmal tief ein und wieder aus.
„Das… kann ich dir verzeihen, denn heute hast du dafür das meine gerettet.“
Sie öffnete ihre Augen wieder und lächelte dem Gestaltwandler glücklich ins Gesicht.
„Ich danke dir, Envy.“


Und hiermit hatte ich genug gesehen...
Mit einem Lächeln auf meinen Lippen strich ich sanft mit meiner Hand über die große kristallenen Kugel vor mir, woraufhin das Bild der Waldlichtung aus deren Inneren verschwand und das Licht in den Raum zurückkehrte, in dem ich mich befand - mein Arbeitszimmer. Kurz streckte ich meine großen Schmetterlingsflügel, da diese von dem langen Herumsitzen eingeschlafen waren, bevor ich mich von dem weichen Stuhl, auf dem ich bis zu diesem Moment gesessen hatte, erhob.
„…Lucia, deine Tochter hat eine schwere Prüfung in ihrem Leben überstanden…“ sprach ich zu mir selbst und warf ein schwarzes Tuch über meine Kristallkugel.
„Ja, sie hat deinem Mörder verziehen und ihre Vergangenheit damit abgelegt. Sie hat sich eine Zukunft verdient, die Abseits deiner Regeln liegt.“
Ich trat langsam durch mein Arbeitszimmer, vom kleinen Tisch meiner Kristallkugel zu einem großen Tisch voller Papiere unterschiedlichster Wichtigkeit.
„Ich sehe eine schöne Zeit in ihrer nahen Zukunft, voller Freude und Liebe, doch soll auch diese Zeit nicht für ewig dauern. Ich sehe das Ende dieser Welt, wie wir sie kennen, am Horizont der Zeit, der Grenze meiner Fähigkeiten. Was danach kommt… niemand kann es wohl erahnen. Warscheinlich wird die Welt im Chaos versinken…“
Ich nahm eines der Papiere vom Tisch und besah es mir. Ich hatte es mir zuvor bereits mehrmals durchgelesen. Auf ihm stand geschrieben, dass das Königreich der Vleermuis, Yarasa und Liliac an einen nahen verwandten Testa del Levres abgetreten wurde. Jemandem, von dem ich noch nie zuvor gehört hatte. Mir, Delaila Nahkhiir, so stand es hier, wäre die Herrschaft über diese Reiche entsagt worden, da ich für den Mord an den Herrschern dieser drei Länder verdächtigt werde. Ich hatte diesen Lauf der Dinge nicht vorhergesehen… und mein Plan, die Herrschaft über die Vampire dieses Kontinents zu erlagen, war somit vollends gescheitert.
„…meine Fähigkeiten sind nicht unfehlbar.“ kommentierte ich dies ruhig zu mir selbst und das Stück Papier in meiner Hand fing Feuer bevor ich es zurück zu den anderen auf den Tisch legte und beobachtete, wie die Flammen von ihm auf alle die anderen und den Tisch selbst, auf dem sie alle lagen, übersprangen. Ich betrachtete das lodernde Feuer kurz mit einem Lächeln, bevor ich meinen Blick zu den mit Vorhängen verhangenen Fenstern meines Arbeitszimmers warf. Mit einer magischen Handbewegung öffnete ich all die Vorhänge und erlaubte mir einen Blick auf den Rest meines in den verschneiten Bergen thronenden Schlosses.
Schmetterlingsgeflügelte Vampire wuselten hektisch durch die kalte Bergluft, gejagt von einem Zwillingspaar massiver Bestien, die aus deren tiefen Rachen zerstörerische Flammen spien. Ich trat an das Fenster und blickte mit einem meinem vortwährenden Lächeln auf die Zerstörung hinaus, die die Monster bereits unter ihrem tosenden Gebrüll angerichtet hatten. Ich sah, Türme waren zerstört worden, Gebäudeteile brannten lichterloh und unzählige Vampirleben waren erloschen...
Während ich dies besah bemerkte mich eine der beiden schuppigen Kreaturen und erschien sogleich vor meinem Fenster, wobei die Luftströme seiner gigantischen schlagenden Schwingen das Glas zwischen uns sofort zerbersten ließen.
„Ääääääääär!! Näääähkhyyyyyr, däyn Schloss yst än Flämmän!! Däyn Läbyn… folgt yhm gläyyych!!“
Das stürmische Brüllen der gigantischen Kreatur ließ den Turm, in dem sich mein Arbeitszimmer befand, erbeben. Das Monstrum vor mir war Levresias, der alte Hauswyvern der Levres – er folgte nun den Yarasa. Mit ihm gekommen um mich zu zerstören war die junge Bestie der Liliac, Lilribirius der Goldene.
„Ich habe es kommen sehen, alter Teufel. Nun, ohne viele Worte, darf ich dich bitten, deine Arbeit zu tun.“
Ich hatte mich mit meinem Schicksal abgefunden und breite meine Arme aus, zeigte mich schutzlos und erwartete die kalte Umarmung des Todes. Ich hatte mein Leben verspielt, auch wenn diese beiden nicht Rache an mir zu üben wünschten. Sie waren wohl gekommen, auf Befehl ihres neuen Meisters, dieses unbekannten Vampirs, der all mein hart ersuchtes Erbe an sich riss.
„Ääääär… Dy byst äyn wäyses ältys Wäyyyyyyb bys zy däynäm Änd'!! Yääääär… nyn zy däynäm Äääänd'!!“
Mit diesen Worten öffnete sich Levresias weites Maul und füllte den Turm, in dem ich mich befand, mit aus seinem Rachen quellenden lodernden Flammen, die alles an sich nahmen, was sie verlangten…

[Bild: iCjLV3S.png][Bild: 43066_s.gif][Bild: l1r9YGL.png]

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Beitrag: #10
vom - RE: [WoCh] Tanz der Vampire II
-conclusio-

Mit dem Ende der Vleermuis und dem Ende der Nahkhiir begann die zweite Ära der Levres. Draconian Albastrasi del Levres, ein geheimgehaltener Sohn von Testa del Levres, erbte das Reich der Vleermuis, der Liliac und natürlich auch das seiner Mutter, der Yarasa. Eine seiner ersten Taten in seiner neuen Position war es gewesen, den vermeintlichen Mörder seiner Mutter auszulöschen und so das Reich der Nahkhiir innerhalb einer einzigen Nacht zu erobern und zum alleinigen Herrscher über alle Vampire der vier Ländereien zu werden, welche er sogleich in das Zweite einige Reich der Levres vereinte. Er regierte dieses mit dem menschenfreundlichen Willen seiner Mutter und war bald hoch angesehen bei allen ihm untergebenen Vampirrassen und menschlichen Untertanen. Aufgrund seiner Einstellung sahen auch die Vampirjäger ihn als keine Gefahr mehr und gerieten langsam in Vergessenheit, als sie in andere Länder abwanderten…

Für Remi und ihre Freunde Envy und Elaine war eine schöne Zeit angebrochen. Die ehemalige Vampirprinzessin und der Gestaltwandler verliebten sich ineinander und arbeiteten zusammen in dem kleinen Raritätenhandel gegenüber Elaines Apotheke. Sie bekamen nichts mehr mit von den Machtspielen der hohen Vampire, denn sie waren nun zu ganz einfachen Bürgern geworden. Kein Vampirjäger sollte sie jemals wieder stören und sie lebten glücklich zusammen, bis ans Ende der Welt…

Und ich…? Gewiss fühle auch ich mich wohl in meinem neuen Leben. Meine liebliche Frau war ein zu einem wahrhaften Zuckerstück geworden und… immerhin, war es mir doch noch einmal erlaubt gewesen, zu sehen, zu was für einer starke Frau meine kleine Nichte herangewachsen war. Schade jedoch, denn ich hatte es mir erhofft ihre große Schwester an ihrer Stelle anzutreffen. Ihre große Schwester, welche gewiss einen Teil meines Vaters Blut in sich trug…

-The End?-
[Bild: j8ll5.png]

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